Prof. em. Dr. Manfred Beetz
Vita
1941 in Stadtsteinach/Oberfr. als Sohn eines Architekten geboren legte ich nach vier Volksschulklassen und neun Klassen des Humanistischen Gymnasiums in Bamberg 1960 die Reifeprüfung ab. Im nämlichen Jahr trat ich in den Jesuitenorden ein und absolvierte im Anschluss an das zweijährige Noviziat von 1962-65 die sechssemestrige philosophische Ausbildung der ’Societas Iesu’ am Berchmanskolleg Pullach/München mit dem Abschluss des philosophischen Lizentiats.
Nach meinem Ordensaustritt studierte ich vom WS 1966/67 an zunächst in München bei W. Müller-Seidel, F. Sengle, K. Briegleb, Hugo Kuhn, H. Fromm, E. von Savigny, Peter Glotz die Fächerverbindung Germanistik, Linguistik, Philosophie und Zeitungswissenschaft. 1969 wechselte ich – von E. Lämmerts Publikationen angelockt – für zwei Studiensemester an die FU Berlin.
Aufgrund der Vorschläge von Lämmert, Briegleb und Müller-Seidel wurde ich in die ’Studienstiftung des deutschen Volkes’ aufgenommen. Im WS 1971/72 schloss ich mein Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem Magistergrad ab.
Von 1972-73 nahm ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter unter der Leitung v. Savignys an einem zweijährigen DFG-Projekt teil, das die Analyse der Argumentations- und Diskussionspraxis unter Germanisten zum Ziel hatte. Aus dem Projekt erwuchs die mit Georg Meggle verfasste Broschüre „Interpretationstheorie und Interpretationspraxis“.
Von 1973-80 war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität des Saarlandes im Fach Germanistik bei Karl Richter. 1978 legte ich an der Universität Saarbrücken die Promotion ab und erhielt für die Dissertation „Rhetorische Logik“ den Dr. Eduard Martin-Preis der Universität.
Von 1980-86 war ich Hochschulassistent innerhalb der Fachrichtung Germanistik. Aufgrund der 1986 eingereichten Habilitationsschrift ’Frühmoderne Höflichkeit’ wurde mir 1987 die Venia legendi für das Fach ’Neuere deutsche Literaturgeschichte und Literaturwissenschaft’ verliehen.
Nach der Habilitation nahm ich eine Reihe von Lehrstuhlvertretungen wahr: Im WS 1986/87 und im SS 1987 vertrat ich S. J. Schmidt an der Universität Siegen, im WS 1988 Werner Keller an der Universität Köln, im WS 1989/90 Karl Richter an der Universität Saarbrücken, im SS 1990 Karl Eibl an der Universität Trier, im SS 1991 Peter Sprengel an der Universität Kiel, im WS 1993/94 meine eigene C 4-Professur für Neuere deutsche Literatur an der Universität Halle, an die ich 1994 berufen wurde. Vorher hatte ich als Privatdozent – seit 1992 auf einer unbefristeten Stelle – in der Fachrichtung Germanistik der Universität des Saarlandes gelehrt.
1995 veranstaltete ich in Halle eine gemeinsame Tagung von Schriftstellern und Literaturwissenschaftlern zum Thema „Wechselseitige Wahrnehmungen ost- und westdeutscher Autoren“ nach der Wende. Seit der Gründung des ‚Interdisziplinären Zentrums für die Erforschung der Europäischen Aufklärung‘ (IZEA) arbeite ich in dessen Direktorium mit und gehöre dem wissenschaftlichen Beirat der Publikationsreihe „Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung“ an.
Von 2002 – 2004 war mir das Amt des Geschäftsführenden Direktors am IZEA übertragen worden. 1998 wurde ich zusammen mit Jörg Schönert, Paul Raabe, Wolfgang Adam in das Kuratorium des Gleimhauses zur Gestaltung seines Wissenschaftsprogramms berufen, insbesondere von Tagungen und Workshops zur Literatur- und Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts.
2000 wurde ich in den Vorstand der DGEJ und 2002 zu ihrem Vizepräsidenten gewählt. Ferner gehöre ich seit 1995 dem Vorstand der Goethe-Gesellschaft in Halle an. Von 1998 – 2003 war ich Projektleiter eines Forschungsprojektes der DFG über „Vorurteile und Anthropologie in der Literatur der deutschen Aufklärung“ im Rahmen des Forschergruppenprojektes „Selbstaufklärung der Aufklärung“.
Seit 2004 leite ich im Rahmen des DFG-Forschergruppenprojekts „Die Aufklärung im Bezugsfeld neuzeitlicher Esoterik“ das von Andre Rudolph bearbeitete Teilprojekt „Esoterisches Wissen – esoterischer Text. J. G. Hamanns Ästhetik im Bezugsfeld von Aufklärung, Christentum und Esoterik“. Mit Manfred Riedel ediere ich die Reihe „Collegium Hermeneuticum. Deutsch-italienische Studien zur Kulturwissenschaft und Philosophie“ im Böhlau-Verlag , mit Joachim Dyck, Gert Ueding, Wolfgang Neuber gebe ich seit 2002 das internationale Jahrbuch Rhetorik im Niemeyer Verlag heraus. Mit Herbert Jaumann habe ich 1998 die Tagung „Thomasius im literarischen Feld“ im IZEA veranstaltet und den Tagungsband 2003 herausgegeben.
In den letzten Jahren veranstaltete ich mehrere Tagungen: 1999 leitete ich das Kolloquium „Goethe und die Aufklärung“ im IZEA, mit dem Musikwissenschaftler Wolfgang Ruf veranstaltete ich im November 1999 das interdisziplinäre Kolloquium „Goethes Lieder und Singspiele in Reichardts Vertonung“ und 2002 die internationale Konferenz „Zwischen Anpassung und Provokation. Johann Friedrich Reichardt“, mit Hans-Joachim Kertscher 2001 im Gleimhaus Halberstadt die interdisziplinäre Tagung „Anakreontische Aufklärung“ und mit Bernhard Gajek 2002 in Halle und Wittenberg das 8. Internationale Hamann-Kolloquium unter dem Tagungsthema „Die Gegenwärtigkeit J. G. Hamanns“.
Mit Jörn Garber und Heinz Thoma betreute ich die Jahrestagung der DGEJ 2003, die vom 9.-11. Oktober 2003 unter dem Thema „Neue Perspektiven der Anthropologie im 18. Jahrhundert“ im IZEA in Halle stattfand. Der Tagungsband „Physis und Norm“ erschien 2007 im Wallstein Verlag. Vom 21.-25. September 2005 organisierte ich das Jahres-Meeting der internationalen Dachorganisation aller nationalen Gesellschaften zur Erforschung des 18. Jahrhunderts ISECS im IZEA mit der Tagung „Enlightenment and Religion“, im September 2006 veranstaltete ich das 9. Internationale Hamann-Kolloquium im IZEA.
Seit 2002 bin ich zusammen mit Joachim Dyck, Wolfgang Neuber, Gert Ueding Mitherausgeber des im Niemeyer Verlag erscheinenden Jahrbuchs „Rhetorik“. Seit Februar 2006 bin ich Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der ‚Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption“ in Kamenz. Seit April 2006 bin ich im Ruhestand, betreue aber weiterhin Doktoranden und das von der DFG um 3 Jahre bis 2010 verlängerte Forschungsprojekt im Rahmen des Forschergruppenprojektes „Esoterisches Wissen – esoterischer Text“.
Halle, Juli 2008