Handliche Bibliothek der Romantik, Band 1
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 1
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 1: Gespenster. Hg. von Harald Neumeyer. Berlin 2019.
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Die Aufklärung ist den Gespenstern zu Leibe gerückt. Als trügerische Bilder und irrige Vorstellungen einer von der Vernunft losgelösten Einbildungskraft wurden sie aus der Lebenswelt verbannt und in das Reich des Aberglaubens verwiesen. Die Romantik holt sie zurück und lässt sie durch ebenso spannende wie geheimnisvolle Geschichten spuken bei Friedrich de la Motte-Fouqué (Die Köhlerfamilie), Ludwig Tieck (Die Klausenburg), Wilhelm Hauff (Die Geschichte vom Gespensterschiff), E.T.A. Hoffmann (Ein Fragment aus dem Leben dreier Freude, Eine Spukgeschichte) oder Heinrich von Kleist (Das Bettelweib von Locarno). Das aufgeklärt-romantische Gespenst hinterfragt den Wahrheitsgehalt unserer Wahrnehmungsformen, es fordert eine Diskussion über Mechanismen und Prinzipien rationaler Welterschließung heraus, es lauert am liebsten im Grenzgebiet zwischen Realität und Phantasie und spiegelt seelische Zustände und Prozesse. Doch nach seiner Vertreibung aus der Wirklichkeit kann es seine hergebrachte Kernkompetenz noch viel durchdringender ausspielen: die Lust am Gruseln wecken.
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Handliche Bibliothek der Romantik, Band 2
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 2
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 2: Tiere. Hg. von Roland Borgards. Berlin 2019.
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Romantische Texte beherbergen ein ganzes Bestiarium so alltäglicher wie absonderlicher Tiere: vom Floh, der zu einem Baron mutiert (Clemens Brentano), über den Hund, der ein Verbrechen aufklärt (Johann Peter Hebel), bis zum Affen, der eine ganze Kleinstadt durcheinanderwirbelt (Wilhelm Hauff). Ein Vogel, der nicht nur singen, sondern auch sprechen kann (Hans Christian Andersen), findet sich hier genauso wie ein Kater, der einen Mörder bis in seine schlaflosen Nächte verfolgt (Edgar Allen Poe). Heinrich Heine hat das, in einer Mischung aus Bewunderung und Entsetzen, den »blühenden Nachtigallen-Wahnsinn« der Romantik genannt. Und in der Tat wirken die Tiere der Romantik oft phantastisch oder grotesk. Doch durch diese vielgestaltige Fauna hindurch zielen die Romantiker auf zentrale Fragen ihrer Zeit: auf die Stellung des Menschen in der Welt, auf die gewaltdurchtränkte Kehrseite aufgeklärter Kultur und nicht zuletzt auf die Möglichkeiten der Literatur selbst. So wird »die Zeit, wo Vögel, Tiere und Bäume gesprochen haben« (Novalis) zum vergangenen Gegenentwurf, dessen Umrisse sich nur noch literarisch fassen lassen.
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Handliche Bibliothek der Romantik, Band 3
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 3
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 3: Hans Christian Andersen: O.T. Hg. von Heinrich Detering. Berlin 2019.
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Von Andersens Romanen hat Theodor Storm gesagt, sie seien »unmittelbar aus dem Leben und Wesen des Verfassers herausgewachsen; es ist, als würde einem alles in der Dämmerung am Ofenfeuer mit halber Stimme erzählt.« Das faszinierende Romanexperiment O.T. ließ er sich noch auf dem Sterbebett von seiner Tochter vorlesen. Diese packende und immer wieder ergreifende Geschichte eines von Geburt an Stigmatisierten ist zugleich die Geschichte eines Zeitalters: Nicht nur zwischen aufgeklärter Weltläufigkeit und feindseligem Nationalismus fühlt sich der Held hin-und hergerissen, sondern auch zwischen den Klassen und erst recht zwischen den Geschlechtern. So erzählt diese Geschichte – die hier in der schönsten und wirkungsmächtigsten deutschen Übersetzung von Heinrich Denhardt vorgelegt wird – auch vom Ende romantischer Leidenschaften und Lebensentwürfe und vom desillusionierten Erwachen in einer neuen, ›realistischen‹ Zeit. Sie lässt verstehen, warum Hans Christian Andersen ein Lieblingsautor so unterschiedlicher Schriftsteller wie Oscar Wilde, Nabokov und Thomas Mann geworden ist.
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Handliche Bibliothek der Romantik, Band 4
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 4
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 4: Teufelsgeschichten. Hg. von Günter Oesterle. Berlin 2020.
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Wenn Jean Paul an den Teufel dachte, dann, so bekannte er, habe er »ihn in seiner gehörnten Larve viel lieber« gehabt. Doch die Aufklärung hatte dem Satan nicht nur die Hörner und den Klumpfuss abgenommen, seine eigenwillige Existenz sollte der Welt ganz ausgetrieben werden. Der Teufel haust fortan im Menschen selbst. Die Romantiker loten die neuen literarischen Möglichkeiten einer poetisch-fantastischen Rediabolisierung im Alltäglichen erzählerisch aus, den Teufel von nebenan.
E.T.A. Hoffmann, Adele Schopenhauer, Heinrich Heine, Achim von Arnim, Edgar Allen Poe, Washington Irving, Friedrich de la Motte Fouqué und die Gebrüder Grimm liefern in diesem Band Beispiele dafür, auf welche neue Weise der Teufel sein Wesen unter uns in der Moderne treibt.
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Handliche Bibliothek der Romantik, Band 5
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 5
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 5: Handarbeit. Hg. von Christiane Holm. Berlin 2020.
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In romantischen Texten wird viel gesponnen, gestrickt und gewoben. Nimmt man den Faden auf, führt er in gesellschaftliche Kernbereiche, die in Bewegung geraten sind: das Geschlechterverhältnis und die Arbeitswelten. Hatte die Aufklärung die textile Handarbeit in der Mädchenerziehung disziplinierend eingesetzt, um Fantasien zu binden, entdeckte die Romantik das Gegenteil: Handarbeit setzt Fantasien frei und macht aus der vermeintlich überholten eine poesiefähige Tätigkeit. Dabei verblieb die literarische Erkundung der Handarbeit nicht im häuslichen Bereich von Schreibstube und Salon, sondern sie stellte sich auch den tiefgreifenden Veränderungen in der Textilindustrie.
Spinnen und Weben, Stricken und Sticken wurden zu einem literarischen Experimentierfeld, in dem Romantikerinnen und Romantiker ihre poetischen und zeitdiagnostischen Stärken voll ausspielen konnten.
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Handliche Bibliothek der Romantik, Band 6
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 6
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 6: Stadt. Hg. von Dagmar von Wietersheim. Berlin 2020.
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Nirgendwo zeigt sich der Epochenwandel im 19. Jahrhundert so umfassend wie in der Stadt. Als Ort der Modernisierung wird sie zur sprudelnden Inspirationsquelle für neue Themen der Literatur. Was ist sie überhaupt? Kultur? Oder schon, wie Carl Gustav Carus postuliert, zur Natur gewordene Lebenswelt des modernen Menschen? Zumal er im Theater eine Bildungsinstitution hat, die sich mit dem Leben so verknüpft, dass Spiel und Wirklichkeit gefährlich ununterscheidbar werden. Neue Netzwerke zum Reden mit- und übereinander reproduzieren die sich beständig ändernden Verhältnisse des Menschen in der Masse, der nur noch vergeblich um Individualität ringt. All das zeigen die Romantiker in ihren Texten auf und vermitteln so ein aus den Fugen geratenes Lebensgefühl, das uns bis heute erreicht.
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Handliche Bibliothek der Romantik, Band 7
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 7
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 7: Horror, Hg. von Hans Richard Brittnacher. Berlin 2021.
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Aufklärung und Zivilisierung des Menschen gehen Hand in Hand, Licht und Vernunft sollen fortan in der Welt herrschen. Entsprechend scheu schauen die Autorinnen und Autoren dieser Zeit in die Abgründe des menschlichen Daseins. Statt alle Hässlichkeiten des Lebens auszumalen, überlassen sie den Leser bestenfalls seinem schaurigen Ahnen. Ganz anders die Horror-Literatur der Romantik, der es nicht explizit und drastisch genug sein kann. Sie befreite sich von den Restriktionen der Vernunftkultur und zeichnet mit Menschenfressern, Blutsaugern, Kindsmorden und anderen ebenso eiskalt wie lustvoll geschilderten Grausamkeiten ein anderes, finsteres Bild unserer Natur.
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Handliche Bibliothek der Romantik, Band 8
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 8
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 8: Musik, Hg. von Dagmar von Wietersheim. Berlin 2021.
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»Musik ist die romantischste alle Künste«, stellte E.T.A. Hoffmann stellvertretend für seine Generation fest, denn Musik hat für die Romantiker transzendierende Fähigkeiten, mit denen sie auch das Unendliche und das innerste Wesen der Dinge hörbar machen kann. Der Komponist wird folglich zum Künstler schlechthin, der einerseits an der Offenbarung des Göttlichen arbeitet, andererseits aber auch zu Schwermut, innerer Zerrissenheit und Wahnsinn neigt. Auch den Instrumenten selbst gilt das Interesse der Romantiker, sei es, wie in Hoffmanns »Rat Krespel«, um den Ursprung himmlischer Tonbildung zu finden oder um ihnen wie Hector Berlioz ein humoristisches Eigenleben einzuhauchen.
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Handliche Bibliothek der Romantik, Band 9
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 9
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 9: Hoffmann: Meister Floh, Hg. von Roland Borgards. Berlin 2021.
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Bei E.T.A Hoffmann spielen nicht nur der Hund Berganza oder Kater Murr Titelrollen, auch Mäusekönige und sogar ein Floh, letzterer noch dazu als Meister Floh, drängen ganz nach vorn. Das heißt, eigentlich agieren Flöhe im Verborgenen, sie lauschen, wo niemand zuhören soll, wandern von Mensch zu Mensch und qualifizieren sich so zu perfekten Komplizen des Erzählers, wenn er seiner Geschichte eine Wendung geben will.
Doch Hoffmann geht einen Schritt weiter. Wissenschaft und Aufklärung sind der Flohwelt mit dem Mikroskop und anderen Gerätschaften zu Leibe gerückt, um das Unsichtbare zu entzaubern. Hoffmanns ironischer Befund: Am Anfang der Moderne steht der Floh.
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Handliche Bibliothek der Romantik, Band 10
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 10
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 10: Orte des Erzählens, Hg. von Günter Oesterle. Berlin 2023.
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Entführung in die Idylle: Wer seine Geschichten an besonders heimeligen Orten erzählt, kann das Unheimliche um so überraschender und wirkungsvoller hereinbrechen lassen.
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Handliche Bibliothek der Romantik, Band 11
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 11
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 11: Dinge, Hg. von Alexander Kling. Berlin 2023.
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Auftritt der Gegenstände: Es sind nicht immer Menschen, die der Geschichte eine neue Wendung geben.
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Handliche Bibliothek der Romantik, Band 12
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 12
Handliche Bibliothek der Romantik, Band 12: Xeller/Cornelius: Die Taunusreise, Hg. von Mareike Hennig, Berlin 2023.
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Abenteuer wandern: Freunde ziehen gemeinsam in die Berge vor Frankfurt und finden sich in einem Künstlerroman, einem Pilgerepos, sogar in einer Ritterromanze wieder.
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