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Germanistisches Institut
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SoSe 2023
(S) Lied. Vom Barock bis zur Gegenwart (Mo 16-18)
IZEA, Thomasius-Zimmer
Module:
- BA/LA Literaturgeschichte 17. Jh. bis Ggw. 10 LP
- BA/LA Literaturgeschichte 17. Jh. bis Ggw. 5 LP
- BA/LA Literatur- und Gattungstheorie 10 LP
- BA/LA Literatur- und Gattungstheorie 5 LP
- BA/LA Themen, Stoffe, Motive,
- IKEAS > Deutschland 1,
- MA Literatur und Ästhetik II (KdA)
In der Literatur versteht man unter Lied sowohl ein zumeist gereimtes einfaches strophisches Gedicht mit festem Versschema als auch ein ebenfalls in Verse gefasstes Epos, wie z. B. das Nibelungenlied. Im Seminar wollen wir das Lied als literarische Gattung wie auch die Zusammenhänge von lyrischer Dichtung und Musik in den Blick nehmen. Das Lied kann auf eine jahrhundertelange Erfolgs- und Popularitätsgeschichte zurückblicken, der wir im Seminar ebenso nachgehen wollen wie den verschiedenen Aufgaben und Funktionen von Liedern. Das Lied fungierte oft als Mitteilung, als Belehrung über historische, weltanschauliche (z. B. im Kirchenlied), gesellschaftliche und politische (z. B. im Kriegslied, Volkslied), pädagogische (z. B. im Kinderlied) oder persönlich-biographische Sachverhalte (z. B. im Liebeslied), sollte aber oft auch spezielle Gefühle (religiöse, nationale, gesellschaftliche, private) hervorrufen. Demnach wollen wir untersuchen, wie sich in der Liedkultur verschiedener Epochen politische, gesellschaftliche und kulturelle Diskurse widerspiegeln und wie Dichtungsästhetik und Liedästhetik ineinandergreifen, etwa bei Robert Schumanns Vertonungen von Gedichten aus Heinrich Heines „Buch der Lieder“.
Das Material ist thematisch breit angelegt und reicht von den weltlichen und geistlichen Liedern des Barock bis hin zur politischen Liedkultur der DDR. Ein Schwerpunkt wird auf dem 18. Jahrhundert liegen, in dem das Lied eine besondere Blütezeit erlebte. Neben bekannten Liedsammlungen wie Brentanos und Arnims „Des Knaben Wunderhorn“ oder den von Herder herausgegebenen „Stimmen der Völker in Liedern“ wollen wir vor allem Lieder von Dichterinnen und Dichtern lesen, die jenseits des literarischen Kanons stehen, wie etwa Christian Felix Weiße, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Karl Wilhelm Ramler oder Anna Louisa Karsch. Außerdem wird ein weiterer thematischer Akzent auf weiblichen Verfasserinnen von Liedern und Komponistinnen wie Sibylla Schwarz, Annette von Droste-Hülshoff, Fanny Hensel oder Bettina Wegener liegen. Auch die Liedtheorien Johann Georg Sulzers oder Johann Christoph Gottscheds werden ins Blickfeld rücken.
Eine Sitzung wird im Garten des Hallenser Liederkomponisten Johann Friedrich Reichardt stattfinden und uns zu den ‚Liedtopographien‘ an der Saale führen.
Die Seminartexte und ausgewählte Forschungsliteratur werden in Stud.Ip bereitgestellt.
Teilnahmevoraussetzungen sind die Übernahme eines Referates oder einer Moderation sowie die Bereitschaft zur Lektüre historischer Textkorpora.
Literaturhinweise: Hanna Berger (Hg.): Popularität - Lied und Lyrik vom 16. bis 19. Jahrhundert. Berlin, Heidelberg 2022; Gudrun Busch und Wolfgang Mirsemann (Hg.): Pietismus und Liedkultur. Halle, Tübingen 2002; Markus Häfner: Melancholie und Lied. Eine typologische Untersuchung am Beispiel der Lyrik der Romantik. Münster 2014; Holger Böning: Der Traum von einer Sache.
Aufstieg und Fall der Utopien im politischen Lied der Bundesrepublik und der DDR. Bremen 2004.