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SoSe 2019
(S) Der jansenistische Impuls in Philosophie und Literatur; antijesuitische Polemik von Pascal bis Thomas Mann
Di. 16 - 18 Uhr, HS F (MEL)
Module:
B.A./LA: Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart]
B.A.: Literaturgeschichte 17.-19. Jahrhundert (alte Ordnung)
B.A./LA: Themen, Stoffe, Motive
M.A./LA Gymn.: Literaturgeschichte (Vertiefungsmodul)
M.A./LA Gymn.: Literaturgeschichte
M.A./LA: Themen, Stoffe, Motive
WiSe 2018/19
(S) Französische Sprach- und Übersetzungstheorien im langen 18. Jhd. und ihre deutschen Kritiker
Dozenten: Aleksandra Ambrozy, Prof. Dr. Ralph Ludwig
Module: [Romanistik] Vertiefungsmodul Französische Sprachwissenschaft II - Systematische Empirie, Sprachentwicklung, Sprachkontakt; [Germanistik] Literaturtheorie
Zeit: Dienstag, 16:00 - 18:00, wöchentlich (ab 23.10.2018)
Seminarbeschreibung
Mit The Language Animal: The Full Shape of the Human Linguistic Capacity (2016) legt der kanadische Philosoph und Modernekritiker Charles Taylor 2016 einen integralen sprachphilosophischen Entwurf vor. Im Vorwort macht er unmissverständlich klar, in welcher geistesgeschichtlichen Tradition er seine These vom performativen, weltbildenden Charakter der Sprache verortet – bei den deutschen »Romantikern« Hamann, Herder und Humboldt (»triple-H theory«). Auch einen gemeinsamen Gegner macht er aus, nämlich das rationalistisch-empiristische Lager der »Descartes-Nachfolger« Hobbes, Locke und Condillac (»HLC«), denen er eine rein designativ-repräsentationalistische, d.h. das menschliche Sprachverhalten auf bloße Darstellung und Codierung einer ‚äußeren‘, sprachunabhängigen Realität verkürzende Sicht auf die Sprache bescheinigt. Dass Autoren des 18. Jahrhunderts hier allzu schnell in Formationen gedrängt, Unterschiede innerhalb und Gemeinsamkeiten jenseits der Frontlinien verkannt, Epochenzäsuren im Überbietungsgestus – deutsche Romantik korrigiert Engsichten der engl.-frz. Aufklärung – aufgefahren werden, sind Punkte, die es kritisch zu hinterfragen gilt. Im Bann seiner These steht der kanadische Philosoph insbesondere auch dann, wenn er dem französischen Sensualisten Condillac die Einsicht in die synthetisierende Funktion der Sprache als ernstzunehmendes Organon der Erkenntnis und Weltaneignung abspricht.
Taylors Einordnungen wollen wir zum Anlass nehmen, in unserem Seminar das breite Spektrum sprachtheoretischer Auffassungen im 18. Jahrhundert diesseits und jenseits des Rheins einmal nuanciert zu Wort kommen zu lassen. Dabei sollen auch jene Traditionslagen (das siècle classique, die Schule von Port Royal, Frühaufklärer wie John Locke etc.) berücksichtigt werden, auf die einzelne uns interessierende Autoren des 18. Jahrhunderts direkt oder indirekt referieren.
Probleme der Sprache, ob als anthropologische Fragestellung nach dem Menschen als sprachbegabtes Tier oder als Suche nach einem eigenständigen nationalliterarischen Ausdruck, wurden damals nicht zuletzt auch als Probleme der Übersetzung diskutiert. Dieser Gesichtspunkt wird uns insbesondere interessieren. Dabei soll auch hier ein zuweilen einseitig verkürzendes nationales Narrativ hinterfragt werden: die einbürgernde, sprachlich und moralisch rigoristische Übersetzungspraxis auf französischer Seite (im Sinne der klassizistischen Tradition der »belles infidèles«), die – so ein bis heute oft bemühtes Bild – der Korrektur durch die deutsche, die Eigenheiten des Originals in der Übersetzung berücksichtigende Romantik bedurfte. Texte aus dem Umfeld dieser querelle des nations beziehen Position etwa zur Frage, wie antike Autoren angemessen zu übersetzen seien, auch dazu, welchen wertschöpferischen Nutzen die Aneignung eines jeweils zeitgenössischen fremdsprachigen Werks für die eigene Literatur und Kultur haben kann.
Von den Seminarteilnehmern wird erwartet, sich auf die Lektüre der Quellen einzulassen – deutsche und französische gleichermaßen –, wobei Französisch-Kenntnisse zwar von Vorteil, aber nicht zwingend sind. Texte, die in deutscher Übersetzung nicht vorliegen, können dann bevorzugt von Studenten der Romanistik aufbereitet und vorgestellt werden.
SoSe 2018
(S) Kulturdiagnostik zwischen Fortschrittsglauben und Niedergangslamento: Texte, Figuren, Diskurse, Kontexte
(17. bis 19. Jh. mit Ausblicken in die Gegenwart)
Do., 16-18 Uhr, Ludwig-Wucherer-Str. 2, Raum 18
Module:
Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart] (BA/LA)
Literaturgeschichte 17.-19. Jahrhundert (alte Ordnung) (BA/LA)
Themen, Stoffe, Motive (BA/LA)
max. Teiln. 20
„Fortschritt stellt sich nicht in Warteschlangen“, wirbt ein Plakat an der Trambahnhaltestelle am Rannischen Platz in Halle. Dass von Fortschritt einfach so geredet werden kann, also ohne zu sagen, um welchen Fortschritt es sich denn eigentlich handelt, ist Ausdruck einer Evidenz, die dem Fortschrittsbegriff erst seit dem 18. Jahrhundert allmählich zugewachsen ist. Zwar lässt sich bereits in der Antike vereinzelt ein Bewusstsein identifizieren, dass es gegenüber der Vergangenheit Fortschritte gegeben habe, etwa in den Wissenschaften. Doch vorherrschend war in der Vormoderne die Vorstellung, dass sich in dieser Welt nichts Neues ereignen wird, vielmehr dem Verlauf der menschlichen Geschichte ein unentrinnbarer Verfall inne wohnt. Darauf verweisen Figuren wie die eines Goldenen Zeitalters am Anfang der Geschichte, mit der die eigene Zeit einer idyllischen Vergangenheit konfrontiert wurde. Die jüdisch-christliche Heilserwartung wiederum bezog sich nicht auf die Zukunft dieser Welt, sondern auf eine Zeit jenseits der irdischen Geschichte.
Wie ist die Rede von einem Fortschritt entstanden, der ohne nähere Bestimmung so etwas wie ein Bewegungsgesetz der Geschichte bezeichnet, nach dem die Gesellschaft sich ständig verbessernd fortschreitet, die Gegenwart nur als Zwischenstadium einer in der Zukunft liegenden Perfektion erscheint? Und wie hat sich jenes Niedergangsbewusstsein transformiert, das ja bis heute offensichtlich breite Resonanz für sich beanspruchen kann und dem Fortschrittsmodell gerne Gegenrechnungen präsentiert?
Wir wollen in unserem Seminar die Formierung des Fortschritts als Leitfigur der Moderne in einzelnen, exemplarischen Text- und Bild-Stationen im Blick auf unterschiedliche Diskurse (theologische, politische, historische, literarische, künstlerische, wissenschaftliche, moralische, philosophische) vom 17. bis zum 19. Jahrhundert nachvollziehen. Unser Ausgangspunkt ist das 17. Jahrhundert, jene Epoche, in der sich die vor allem auf die ‚neue‘ (Natur-) Wissenschaft bezogene Fortschrittsprogrammatik – abzulesen etwa an Francis Bacons‘ Wissenschaftslehre – in Abgrenzung und Auseinandersetzung mit dem vorherrschenden, vor allem theologisch begründeten Dekadenzbewusstsein formiert. Auch die Querelle des Anciens et des Modernes, die Debatte um die Frage, ob die Antike noch als Vorbild für die zeitgenössische Literatur und Kunst gelten könne, plausibilisiert ungeachtet ihres Ausgangs die zukunftsoffene Perfektibilität der Wissenschaften, unterscheidet aber davon eine der Antike zugemessene Perfektion der Künste. Endpunkt ist das 19. Jahrhundert, das wir anhand einschlägiger Beispiele u.a. aus dem Diskurs der sich formierenden wissenschaftlichen Disziplinen als eine Epoche kennenlernen werden, in dem das Fortschrittsbewusstsein sich als Evidenz der Moderne verfestigt und Aspekte einer regelrechten Fortschrittsgläubigkeit gewinnt. Dazwischen liegt das 18. Jahrhundert, nach Koselleck die ‚Sattelzeit‘ der Moderne, in der das Fortschrittsbewusstsein sich in Gestalt ‚großer‘ Erzählungen (als Menschheits-, Zivilisation-, Literatur-, Kunstgeschichte) versichert und vergewissert, in dem allerdings mit Rousseau auch die Linie einer Kulturkritik einsetzt, die bis heute den selbstgewiss gewordenen Fortschritt mit Niedergangslamentos konterkariert – in bisweilen großer Schärfe im Ton, mit der die Kulturkritik zu einem gefürchteten und zugleich begehrten Typ der Kultur selbst geworden ist. Mehr Konturschärfe bei der Standortbestimmung beider Diskurse verspricht neben unserem Streifzug durch einen kleinen Ausschnitt der Geschichte auch der spezifisch vergleichende Blick auf die beiden Länder Deutschland und Frankreich, denen wir unsere Texte entnehmen. Französischkenntnisse sind daher willkommen, aber nicht zwingend. Wir greifen ggf. auf deutsche Übersetzungen zurück.
Ein Überblick über den genauen Ablauf des Seminars, die einzelnen behandelten Themen und die dafür einschlägigen Quellentexte sowie weiterführende Literatur erfolgt in der ersten Sitzung. Wir wollen unser erstes Zusammentreffen auch nutzen, um Referate zu verteilen, die jeweils im zweiten Teil einer jeden Seminarsitzung einen Quellentext vorstellen und problematisieren. Zuvor werden wir uns anhand eines im Vorfeld von allen gelesenen Textes aus der Forschungsliteratur von ca. 20 bis 30 Seiten einen Überblick über das jeweils behandelte Thema verschaffen.
Zur Einführung in die Thematik können dienen:
Koselleck, Reinhart, „Fortschritt“, in: Otto Brunner et al. (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 2, Stuttgart, 1979, S. 351-423.
Ders. (1980), „‘Fortschritt‘ und ‚Niedergang‘“ – Nachtrag zur Geschichte zweier Begriffe, in: Ders. et al. (Hg.), Niedergang: Studien zu einem geschichtlichen Thema, Stuttgart, 1980, S. 214-230.
Art. Niedergang/Untergang, in: Karlfried Gründer (Hg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 6, Darmstadt, 1984, Sp. 838-846.
Art. Fortschritt, in: Joachim Ritter (Hg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 2, Darmstadt 1972, Sp. 1032-1059.