Franziska Freiwald, Mitteldeutsche Zeitung, 23. Mai 2006
Theaterausflug in die Historie mit romantischer Kulisse
Bibeldrama „Susanna“ in der neuen Residenz – Tugend trotzt Verführung
„Nein, ich habe selbst nie geschauspielert, aber es hat mich schon immer interessiert, wie man Theater auf die Bühne bringt.“ So erklärte Altgermanistin Andrea Seidel ihr Engagement für das Reformationsstück „Susanna“. Drei Semester lang Sie hat das fast 500 Jahre alte Bibeldrama von Paul Rebhuhn mit ihren Studenten vorbereitet. Im Saal der Neuen Residenz hatte es jetzt Premiere.
In dem Stück geht es um die fromme Susanna, die der Verführung zweier alte Richter widersteht. „Dies ist eine sehr gefühlvolle Geschichte aus einer anderen Zeit“, sagte Zuschauerin Natalia Tkach, die als angehende Botanikerin nebenbei auch schauspielert. Mit wenigen Requisiten und Showeffekten sei ein sehr interessantes Stück entstanden. Für das protestantische Schauspiel hätte es kaum keinen besseren Aufführungsort geben können als die Neue Residenz, das ehemalige Heim Kardinal Albrechts, Luthers Gegenspieler. Erleichterung wurde dort nach der Premiere bei den Beteiligten spürbar. „Es ist sehr gut gelaufen und nicht in Nervosität abgeglitten“, meinte René Schmidt, der als Regisseur, Schauspieler und Dramaturg viel zu tun hatte.
Im grünen Innenhof der Neuen Residenz werten auch noch viele Zuschauer das Stück aus. „Toll, wie die Schauspieler die Sprache beherrscht haben. Die Textsicherheit im Frühneuhochdeutschen ist bemerkenswert“, lobte Altgermanistin Aletta Leipold. Und selbst der Feminismus ließ sich durch „Susanna“ etwas anstacheln. „Was die Frauenfiguren betrifft, kann ich nur sagen: Gott sei Dank, lebe ich im 21.Jahrhundert!“ erklärte Innenarchitekturstudentin Caroline Gärtner.